Innerhalb des Wintersemesters 2014/2015 erarbeiteten sich Student*innen des ersten und dritten Semesters des Fachbereiches Sozialwesen unter der Leitung von Professor Martin Geisler das Theaterstück „Gottes Gemetzel“ nach der bekannten Vorlage von Yasmina Reza.
Die Eheleute Veronique und Michael Henschel empfangen das Paar Alexander und Annette Reichart. Der elfjährige Sohn der Reicharts hat Bruno, den Sohn der Henschels nach der Schule verprügelt und ihm im Rahmen dessen zwei Schneidezähne ausgeschlagen.
Die daraus resultierenden Probleme sollen bei einem angemessenen Gespräch zwischen den Eltern aus der Welt geschafft werden. Beide Elternpaare sind entschlossen, die Sache liberal und großzügig aus dem Weg zu räumen, so, wie es zwischen zivilisierten Menschen eben üblich ist. Doch was als versöhnliches Treffen beginnt, entwickelt sich bald zu einer Reise durch Beziehungs- und Erziehungshöllen. Aus kleinen Differenzen werden unüberwindbare Widersprüche, dezente Kritik steigert sich zu Hassreden. Nahezu jede vorstellbare Kommunikationsstörung wird exerziert.
Die Inszenierung hat jedoch nicht nur in ihrem Inhalt einen kommunikativen und interaktiven Anspruch. Auch die Vorbereitungen und Proben standen unter den Zielen des Kompetenzerwerbs. Eine Theaterwerkstatt ist eine theaterpädagogische Methode, bei der die Teilnehmenden alle im Kontext einer Bühnenproduktion anfallenden Aufgaben kennenlernen, übernehmen und zur Entwicklung eines Stückes umsetzen. Erst ein gelungenes Ineinandergreifen der einzelnen Bereiche erlaubt die erfolgreiche Umsetzung der Zielstellung. Auf diese Weise werden im Gleichgewicht von Prozess- und Produktorientierung Teamfähigkeit, Kommunikation, Kreativität und viele weitere Kompetenzen gefordert und gefördert.
Teils mehrfach wöchentlich beschritten die 14 Teilnehmenden alle nötigen Prozesse. Neben theatralen Grundlagen, Übungen, Theorien und Vertiefungen in Kleingruppen stand das Zusammenspiel aller Einheiten als Team im Vordergrund. Neben der Darstellung der vier Charaktere gab es zahlreiche Aufgaben hinter der Bühne, vor allem im kreativen Bereich. Die Kostüme und Requisiten mussten ausgesucht, das Bühnenbild und das Öffentlichkeitsmaterial gestaltet und Licht und Musik in Einklang mit dem Stück gebracht werden.
Die Premiere fand am Abend des 19.01.2015 im Medienstudio der Ernst-Abbe-Hochschule statt. Die Mitglieder der Theaterwerkstatt hatten sich im Vorfeld entschlossen, keine Eintrittsgelder für das etwa zweistündige Stück zu nehmen. Ca. 140 Gäste fanden sich zur Premiere ein.
Artikel: Marie-Therese Haucke, Deborah Petry, Martin Geisler
Fotos: js