Zweiter Anlauf der Veranstaltungsreihe „ErziehungsZwang – ZwangsErziehung“ geglückt

Nachdem im Frühjahr ErziehungsZwang – ZwangsErziehung“ – Eine Veranstaltungsreihe zu historischen und aktuellen Aspekten der Jugendhilfe aufgrund der Pandemie verschoben werden musste, konnte die Reihe nun im Oktober im zweiten Anlauf stattfinden.

Mit der Veranstaltungsreihe wurde Zwangserziehung im Alltag von Jugendhilfe bzw. in der Heimerziehung in unterschiedlichen Systemen und zu unterschiedlichen Zeitpunkten thematisiert. Zum einen wurde die DDR-Jugendhilfe/Heimerziehung sowie die Heimerziehung der 1950er bis 1980er Jahre in der BRD und zum anderen der Zwang in der Jugendhilfe heute betrachtet.
Bis zum 16. Oktober konnten sich interessierte Besucherinnen und Besucher im Untergeschoss der Goethe Galerie Jena die Ausstellung zur Veranstaltungsreihe anschauen. Der Schwerpunkt DDR-Jugendhilfe/Heimerziehung wurde in dieser Ausstellung anhand der Wanderausstellung der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau: „ZIEL: UMERZIEHUNG. Die Geschichte repressiver Heimerziehung in der DDR“ veranschaulicht.

Parallel zur kostenfrei zugänglichen Ausstellung in der Goethe Galerie wurde im Kino im Schillerhof eine Filmreihe präsentiert. Hier wurden an vier Abenden Dokumentar- und Spielfilme gezeigt, die öffentliche (Erziehungs-) Maßnahmen ganz unterschiedlich aufgriffen. Es wurden die Filme „Heim“ (DDR 1978), „Jugendwerkhof“ (DDR 1982), „Bürgschaft für ein Jahr“ (DDR 1981) „Freistatt“ (Deutschland 2014) und der aktuelle Film „Systemsprenger“ (Deutschland 2019) vorgeführt.

Dazu fanden jeweils Filmgespräche mit Gästen wie Roland Steiner (Regisseur Jugendwerkhof) und Wolfgang Rosenkötter (Vorbild für die Figur des Wolfgang), Prof. Diana Düring (EAH Jena), Prof. Dr. Friedhelm Peters (Evangelische Hochschule Dresden) und Carsten Nöthling (Deutscher Kinderschutzbund Thüringen) statt. Als Moderatorin konnte u.a. Manuela Rummel (Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau) und Moderator Wieland Koch (Landeszentrale für politische Bildung Thüringen) gewonnen werden.

Mitorganisatorin der Veranstaltungsreihe Prof. Dr. Diana Düring vom Fachbereich Sozialwesen der Ernst-Abbe-Hochschule Jena kommentiert die Reihe folgendermaßen: „Mir geht es darum, das Verhältnis von Zwang und Erziehung in der Kinder- und Jugendhilfe öffentlich zu thematisieren und auch zu kritisieren. Wir wissen aus der Aufarbeitung der gewaltförmigen Praxis der DDR-Heimerziehung und der BRD-Heimerziehung der 1950 bis 1980er Jahre, welche katastrophalen Folgen solche „Hilfen“ für die Betroffenen haben. Und dennoch ist auch die ‚moderne KJH‘ nicht frei von Zwangselementen, die im pädagogischen Alltag angewendet werden (z.B. Time-Out-Räume, starre Stufensysteme). Nach wie vor gibt es Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, die Kinder und Jugendliche „geschlossen“ unterbringen – also einsperren; seit diesem Jahr auch in Thüringen. Mit dem Blick auf Kinder- und Jugendhilfe unter ganz unterschiedlichen ‚Vorzeichen‘ möchte ich eine Diskussion anregen, die aufmerksam macht, auf die strukturellen Ursachen von Zwangsmaßnahmen in (öffentlicher) Erziehung.“ (Quelle: EAH Jena)

Die Veranstaltungsreihe wurde gefördert und unterstützt durch:

  • Ernst-Abbe-Hochschule Jena
  • Fachbereich Sozialwesen, Ernst-Abbe-Hochschule Jena
  • Förderkreis der Ernst-Abbe-Hochschule Jena e.V.
  • Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau
  • Landeszentrale für politische Bildung Thüringen
  • Thüringer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
  • Kino im Schillerhof/Kino am Markt
  • Goethe Galerie

Allen Unterstützerinnen und Unterstützern wird herzlichst für das Gelingen und die Förderung der Veranstaltungsreihe gedankt.

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