Verabschiedung Prof. Rolf Pfeiffer am Fachbereich Sozialwesen

Großes Bedauern herrschte bei allen Kolleginnen und Kollegen des Fachbereichs Sozialwesen (FB SW), weil die Verabschiedung von Prof. Dr. Rolf W. Pfeiffer in den Ruhestand aufgrund der Pandemie nur im digitalen Rahmen der letzten Fachbereichsklausur im Wintersemester 2020/21 möglich wurde. Herr Pfeiffer trat im März 2011 das Berufungsgebiet Sozialarbeit/Sozialpädagogik an und verlässt zum 31. März 2021 die EAH Jena. Damals, so berichtet er, war er sehr froh, dass er im Alter von 55 Jahren noch an die EAH Jena berufen werden konnte. Sein Augenmerk an der Hochschule legte er in den vergangenen 10 Jahren stets auf die Qualität der Berufspraktika und eine anwendungsbezogene Lehre. Während seiner Zeit am FB SW war der künftige Emeritus seit 2011 – bis auf eine kleine Unterbrechung – im Praktikumsausschuss aktiv, dabei bis 2018 als dessen Vorsitzender. Seinen Fokus richtete er auf die Kooperation mit der Praxis sowie auf die Ausgestaltung der Praxistage.

Die Abschiedsrede hielt Dekan Prof. Lampert als langjähriger Wegbegleiter. Im Vorfeld hatte er drei Fragen an den scheidenden Kollegen gesandt, um auf diese in seiner Ansprache einzugehen. Zuerst wollte Prof. Lampert wissen, was dem zukünftigen Ruheständler in seiner Zeit am Fachbereich Sozialwesen wichtig war. Neben der Vermittlung von theoretischem und praktischem Wissen an die Studierenden, war es ihm stets wichtig, ein möglichst realitätsnahes (d.h. ungeschöntes) Berufsbild von der Sozialarbeit zu vermitteln. Dabei konnte er sich auf seine 15-jährige Berufserfahrung in den verschiedenen Feldern der Sozialen Arbeit beziehen, wie beispielsweise in der Obdachlosen-, Jugend- und Altenarbeit sowie seiner Tätigkeit in der Arbeitslosenberatung im Sozialamt. „Seine Argumentationen waren daher geprägt aus verschiedenen Blickwinkeln, zwischen der Profession Sozialer Arbeit und den Adressat*innen der Sozialen Arbeit. Nicht selten mündete dies auch in einer kritischen Reflexion Sozialer Arbeit hinsichtlich der manchmal schwer aushaltbaren Praxisbedingungen, gab der Dekan wider.

Gefragt nach seinen Erinnerungen an seine Tätigkeit an der EAH Jena und am FB SW, antwortete Prof. Pfeiffer, dass ihm die kollegialen Begegnungen, insbesondere wenn sie nicht nur dem fachlichen Zwecken dienten, angenehm in Erinnerung bleiben werden. In Bezug auf seine Anfangszeit am FB SW erinnert er sich an offene Türen und die Hilfe von den Kolleg*innen, welche dazu beitrugen, einen relativ einfachen Start an der EAH Jena zu ermöglichen. Das Lieblingsseminar von Rolf Pfeiffer, berichtete der Dekan, war mit Abstand die „Alternative Altenarbeit“, was sich in einer gemeinsamen Publikation und positiven Rückmeldungen der Studierenden spiegelte. Die unterschiedlichen Studierenden – die Nachdenklichen, Hochmütigen, Strebsamen, aber auch die Verwundeten – werden ihm in Erinnerung bleiben. Sie alle hatten für Prof. Rolf Pfeiffer etwas beizutragen, indem er sich mit ihnen auseinandersetzte, so der Redner. Nicht nur die Hochschule und die Stadt Jena haben sich in das Gedächtnis von Herrn Pfeiffer eingeprägt, sondern auch kuriose Begebenheiten, die das Bahn-Pendeln zwischen Göttingen und Jena mit sich brachten, wie das verwickelte Stranden unterwegs. Mit Thüringen verbindet der Ausscheidende eine gewisse, beobachtete freundliche Eigensinnigkeit. Man sagt „NO“, wenn man wohl „Ja“ meint.

In seiner abschließenden Frage, wollte der Dekan von seinem Kollegen wissen, was er im Poesiealbum des FB SW hinterlassen würde. „Danke für die 10 Jahre am Fachbereich, die ihn lehrten noch genauer hinzuhören, weil es hier um die Zukunft der Sozialen Arbeit geht.“, hatte Prof. Pfeiffer notiert. Perspektivisch würde er sich weniger Prüfungen und mehr Zeit für Dialoge wünschen, ergänzt er zudem. Gemeinsam mit Prof. Lampert war die dialogisch orientierte Evaluation einst ein gemeinsames Thema eines F&E-Projektes, in dem Studierende eine selbst gestaltete Dialogische Evaluation entwickelten.

In seinen Schlussworten dankt der Laudator Prof. Lampert dem künftigen Emeritus für seine beständige Tätigkeit im Praktikumsausschuss mit den Worten „denn nicht selten sind in Gremien auch Durststrecken durchzustehen und schwierige Entscheidungen zu treffen.“ Gern erinnert sich der Dekan an Herrn Pfeiffers Humor und die gemeinsamen Tischgespräche an Freitagnachmittagen in der Cafeteria: „Wir beide hatten da noch eine Lehreinheit vor uns. Schnell waren wir bei den wichtigen Themen. Es ging um Religion, Philosophie, die Arbeit mit Klient*innen, also oft spannende Themen, die in mir nachhallen.“ Seine verabschiedenden und mit einem Augenzwinkern ausgewählten Worte an Prof. Pfeiffer waren: „Genieße die Zeit, die vor dir liegt, vergiss uns nicht ganz und wenn du mich fragst, ob wir uns wiedersehen… sage ich thüringisch NO – herzlich willkommen und überlasse dir, Rolf, die Interpretation.“

Abschließend räumte Herr Pfeiffer ein, dass er sich hinsichtlich der mit der Pandemie verbundenen Widrigkeiten auch etwas befreit fühlt, wenn sich seine Lehrtätigkeit nun dem Ende neigt. Ganz tatenlos schaue er jedoch nicht in die Zukunft. Als „Rentnerprojekt“ denkt er beispielsweise an das Schreiben eines Buches für Ältere, die mit dem Gedanken spielen, in ein gemeinschaftliches Wohnprojekt zu ziehen. Seine Forschungsarbeiten bieten diesbezüglich noch reichlich Stoff. Er wünscht dem Fachbereich vom Herzen alles Gute für die kommenden Jahre und die Herausforderungen, die die Vielzahl an Studierenden mit sich bringen.

Sichtlich gerührt im kleinen Kamerabild, dankte Prof. Pfeiffer dem Laudator. Dabei äußerte er den Wunsch, wenn es die allgemeinen Umstände wieder möglich machen, den Fachbereich zu besuchen und seinen Ausstand zu geben. Gern würde er dies mit einem Vortrag über die Wohnprojekteforschung oder einem Beitrag zum Praxistag verbinden.
Diese Idee wurde von den Anwesenden im BigBlueButton begeistert aufgenommen. Im Chat folgten viele gute Wünsche für die Zukunft und die Hoffnung auf ein baldiges persönliches Treffen in geselliger Runde. So verblieben die Online-Anwesenden mit der Hoffnung auf bessere Zeiten und auf ein gemeinsames Wiedersehen.

Susi Streit (Fachbereich Sozialwesen)

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