Prof. Dr. Felix Wilke
Projekte
Die Nichtinanspruchnahme von Grundsicherungsleistungen. Welche Rolle spielt die soziale Einbettung?
Projektteam
- Prof. Dr. Felix Wilke, Fachbereich Sozialwesen, Ernst-Abbe-Hochschule Jena
- Mareike Sielaff, MA, Fachbereich Sozialwesen, Ernst-Abbe-Hochschule Jena
- Laura Arndt (Studentische Hilfskraft)
Projektlaufzeit
12/2021-09/2023Forschungsinteresse
Um Grundsicherungsleistungen nach dem SGB II und SGB XII zu erhalten, müssen diese aktiv beantragt werden. Simulationsmodelle legen nahe, dass etwa 40 % (SGB II) bzw. 60 % (SGB XII) der anspruchsberechtigten Personen keine entsprechenden Leistungen beziehen. Das Forschungsprojekt geht der Frage nach, warum Menschen so häufig auf eine Inanspruchnahme von Grundsicherungsleistungen bei Arbeitslosigkeit bzw. Grundsicherungsleistungen im Alter und bei Erwerbsminderung verzichten.Im Forschungsprojekt wird neben den bisher in der Literatur diskutierten Faktoren, wie Informationsdefizite oder Ängste vor Stigmatisierung, insbesondere die soziale Einbettung im Kontext der Nichtinanspruchnahme beleuchtet. Die soziale Einbettung betrifft einerseits die Rolle sozialer Netzwerke bei der Informationsweitergabe und soziale Unterstützung sowie andererseits den Einfluss wohlfahrtsstaatlicher Bezugsnormen.
Umsetzung
Das Projekt ist als Mixed-Methods-Design aus quantitativer und qualitativer Erhebung konzipiert. Im quantitativen Teil wird ein Innovationsmodul zur Nichtinanspruchnahme des SOEP-IS in der Welle 2020 ausgewertet. Es enthält Itembatterien zu wohlfahrtsstaatlichen Einstellungsmustern sowie zu Gründen der Nichtinanspruchnahme. Analysiert werden neben Informationsproblemen, Zugangsproblemen, Stigmatisierungsängsten und Vorbehalten im Umgang mit Behörden auch verschiedene Ebenen der sozialen Einbettung. Im qualitativen Untersuchungsteil werden mittels eines theoretischen Samplings leitfadengestützte Interviews mit anspruchsberechtigten Personen durchgeführt. Entlang der Dimensionen städtisch/ländlich und der altersbedingten Zugehörigkeit zum Rechtskreis SGB II bzw. SGB XII werden ca. 25 Interviews erhoben und analysiert. Der Feldzugang erfolgt vorrangig über niedrigschwellige Angebotsstrukturen im Raum Thüringen. Die Auswertung der qualitativen Interviews erfolgt in Anlehnung an die dokumentarische Methode.Relevanz
Im Ergebnis wird das Projekt das Verständnis über die Beweggründe für Nichtinanspruchnahme von Grundsicherungsleistungen in Deutschland substanziell erweitern und damit auch wichtige Hinweise zur Verbesserung des Zugangs zu Grundsicherungsleistungen liefern. Zur nachhaltigen Sicherung der Ergebnisse werden Projektergebnisse auf nationaler und regionaler Ebene mit relevanten gesellschaftlichen Akteuren diskutiert.Projektförderung
Das Projekt wird gefördert durch das „Fördernetzwerk Interdisziplinäre Sozialpolitikforschung“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.Projektinformationen
Projektveröffentlichungen
- Sielaff, Mareike und Felix Wilke (2022): „das tue ich mir einfach nicht an“. WSI-Blog Work on Progress. Link
- Sielaff, Mareike und Felix Wilke (2022): Die Nichtinanspruchnahme von Grundsicherungsleistungen. Einschätzungen, Begründungen & Veränderungsvorschläge aus Sicht der Bürger:innen. Working Paper 1. Jena: Link
Tagungsbeiträge des Projekts
- Wilke, Felix (2022): "Take up of social welfare in Germany -the role of social embeddedness", In: From the cradle to the grave? Social policy in diverse temporal and spatial contexts. Mid-term conference ESA Research Network Number 26, Berlin. (08.10.2022) Link
- Sielaff, Mareike und Felix Wilke (2022): "Leben ohne Sicherung. Vom Verzicht auf Grundsicherungsleistungen und der Rolle sozialer Einbettung", In: Polarisierte Welten. 41. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Bielefeld. (29.09.2022) Link
- Sielaff, Mareike und Felix Wilke (2022): "Nichtinanspruchnahme von Grundsicherungsleistungen. Welche Rolle spielt die soziale Einbettung?", In: FIS-Forum, Bremen. (06.10.2022) Link


AVATAR - Anonymisierung persönlicher Gesundheitsdaten durch Erzeugung digitaler Avatare in Medizin und Pflege
Projektteam
- Prof. Dr. Felix Wilke, Fachbereich Sozialwesen, Ernst-Abbe-Hochschule Jena
- Prof. Dr. Christian Erfurth, Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen, Ernst-Abbe-Hochschule Jena
- Elias Kühnel, Fachbereich Sozialwesen, Ernst-Abbe-Hochschule Jena
- Julia Berghäuser, Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen, Ernst-Abbe-Hochschule Jena
Projektlaufzeit
11/2022–11/2025Kurzbeschreibung des Projekts
Das Verbundprojekt „AVATAR“ besteht aus 18 Partnern und verfolgt einen neuen Ansatz zur Anonymisierung personenbezogener Gesundheitsdaten. Anhand von Daten z.B. aus medizinischer Versorgung, klinischer Studien oder Gesundheitsanwendungen, die sich in einem dezentralen Datenpool befinden, werden auf Anfrage digitale Avatare erzeugt. Diese Avatare sind als künstliche bzw. virtuelle Personen zu verstehen, die auf realen Daten basieren, jedoch keine Rückschlüsse auf die Datenspender:innen zulassen. Bei einer konkreten Nutzungsanfrage der eigenen Daten sollen Adressierte dann jeweils im Einzelfall über eine Freigabe entscheiden. So können anonymisierte oder pseudonymisierte Daten nutzbar gemacht und praxistauglich verwertet werden sowie gleichzeitig ein hohes Maß an Transparenz gewährleistet werden. Langfristiges Ziel ist es, das Potential der Digitalisierung und darauf aufbauender Anwendungen, Dienste und Geschäftsmodelle in Deutschland umfassend für die gesellschaftliche und individuelle Gesundheit nutzbar zu machen.Teilvorhaben der EAH
An der EAH wird das Projekt aus sozialwissenschaftlicher und ingenieurswissenschaftlicher Perspektive gestaltet. Im sozialwissenschaftlichen Teil wird die Akzeptanz und Bereitschaft zur Datenspende anhand sozialstruktureller und kulturell-normativer Einflussfaktoren untersucht. Auf dieser Grundlage sollen zudem adäquate Mechanismen zur Reduktion sozialer Selektivität bei der Datenspende (sog. „digital divide“) generiert werden. Im ingenieurswissenschaftlichen Bereich liegt der Fokus auf dem Datenmanagement und der Erstellung eines Data Governance Modells, das einen steuernden Rahmen bildet und die spezifischen Anforderungen an die Anonymisierung sowie die empirischen Erkenntnisse zur Datenspendebereitschaft berücksichtigt. Weiterhin wird der Austausch mit der NFDI-Gemeinschaft (Nationale Forschungsdaten Infrastruktur) forciert, um zur systematischen Erschließung von Datenbeständen und deren Vernetzung beizutragen. Damit wird eine wichtige Wissensgrundlage für Forschungsvorhaben und Entwicklungsprozesse in der Gesundheitsbranche geschaffen.
Die Ergebnisse des Verbundprojekts werden perspektivisch in einem Open-Science-Lab präsentiert, so dass sich Interessierte informieren können und erleben, wie die Daten erhoben, verarbeitet und genutzt werden.
Projektförderung
Das Projekt wird gefördert durch das BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung)Projektinformationen
LinkDrittmittelprojekte (abgelaufen)
Titel: "Erkaufte Sicherheit – Akzeptanz und Aktivierung finanzieller Ressourcen für die private Daseinsvorsorge",
Laufzeit: 2016–2017
Förderzusammenhang: gefördert durch die Zentrale Forschungsförderung der Universität Kassel, 9.000 €,
Titel: "Orientierungssuche in der Privaten Altersvorsorge (OPA). Entscheidungsprozesse unter Bedingungen struktureller Unsicherheit"
Laufzeit: 2011–2014
Förderzusammenhang: gefördert vom FNA der Deutschen Rentenversicherung Bund, 51.000 €, geleitet von: Prof. Ingo Bode.